Weltstar Ólafur Stefánsson will mit dem EHV AUE die 2. Bundesliga behaupten

Ólafur Stefánsson wurde 1973 in der isländischen Hauptstadt Reykjavík geboren und besitzt in seiner Heimat, aber auch beim 1. FC Magdeburg Kultstatus. Seit 2023 ist er Mitglied der Hall of Fame der Europäischen Handballföderation. Am 14. November übernahm der Fünfzigjährige das Cheftraineramt beim abstiegsbedrohten Zweitbundesligisten EHV Aue.

Ein Weltklasse-Handballer ist seit 14. November Trainer des Zweitbundesligisten EHV Aue. Der Isländer Ólafur Stefánsson erwarb Legendenstatus beim SC Magdeburg, mit dem er zwischen 1998 und 2003 mehrfach Deutscher Meister wurde und 2002 die Champions League gewann. Zuvor war der Angreifer mit Valur Reykjavík dreimal isländischer Meister geworden und mit LTV Wuppertal in die Bundesliga aufgestiegen. Mit dem spanischen BM Ciudad Real gewann der Nordländer zwischen 2006 und 2009 drei weitere Male die Champions League, um später Erfolge bei den Rhein-Neckar-Löwen, AG Kopenhagen und KIF Kolding in Dänemark sowie in Katar zu feiern. Fürs isländische Nationalteam bestritt Ólafur 330 Einsätze, bei denen er 1.570 Tore warf. Der EM-Torschützenkönig der EM 2002 in Schweden war 2008 Teil der Mannschaft, die bei den Olympischen Spielen in Peking Silber gewann und damit für den bis dato größten Erfolg in Islands Sportgeschichte sorgte. Als Trainer betreute Ólafur nach 2013 Valur Reykjavík, arbeitete als „Co” des Nationalkaders, Nachwuchscoach sowie 2022/23 Assistenztrainer beim Bundesligisten HC Erlangen.

Wie 95 Prozent der Isländer beschäftigte sich der neue EHV-Coach seit früher Jugend intensiv und gern mit Sport. „Ich begann mit fünf Jahren Fußball zu spielen, bald kamen Hand- und Basketball dazu. Bis ich achtzehn war, mochte ich mich nicht entscheiden, dann sprachen die Erfolge und dass gerade ein Linkshänder bei Valur Rejkjavík gebraucht wurde für den Handball.” Gewiss hat auch der spätere Bundestrainer Dagur Sigurðsson eine Aktie daran, denn beide sind Altersgenossen, kennen sich seit der Kindheit und waren bei Valur und danach in Wuppertal Teamgefährten.

Warum zieht es den Fünfzigjährigen ins Erzgebirge?

„Wegen Rüdiger, ehe wir uns Mitte November bei einer Videokonferenz ,trafen’, kannten wir uns nicht. Sofort merkten wir, dass es passt und das hat sich an den ersten Tagen hier in Lößnitz prompt bestätigt”, erwidert Ólafur und ergänzt: „Nach fünf Monate Pause bin ich heiß auf Handball und natürlich reizt mich die Aufgabe, mit Aue die Klasse zu halten. Die Liga ist da egal – ich bin ganz da, wo ich bin!” „Und nach fünf Magdeburg-Jahren hat er ein Ossi-Herz”, setzt Manger Rüdiger Jurke hinzu. Dann wird es ernst, ernst wie die aktuelle Lage des Tabellenletzten EHV.

Wie will Stefánsson das Wunder schaffen?


„Ich hatte viele große Trainer mit unterschiedlichen Handschriften. Von der skandinavischen Schule lernte ich Technik, von der russischen die Disziplin, die Balkanschule oder die spanische setzen auf Gefühl und das Auge für den Moment.” Stefánsson baut auf vier Säulen. Erstens die mentale Kraft als Einheit von Herz und Kopf. Zweitens hohe Physis, ergänzt durch genügend Ruhephasen und nach dem Credo: „Ist dein Körper nicht dein Freund, hast du im Handball nichts zu suchen.” Drittens: Technik. All das muss jeder draufhaben, dann ist der Trainer für viertens, die Taktik, gefordert. Er muss seine Spieler kennen, die Leader in Szene setzen Youngster motivieren, den Gegner lesen. „Als Handballer darfst du auf dem Parkett nie die Nerven verlieren, musst deine Mitspieler kennen und in jeder Situation sofort wissen, was richtig ist und was falsch. Dafür braucht es Selbstvertrauen. Ich will mutige Spieler, die Verantwortung übernehmen für sich und das Team.” Verinnerlichen die Jungs die Linie des Ólafur Stefánsson sollte der Klassenerhalt gelingen, ist der Neue überzeugt: „Dafür müssen wir hart und klug arbeiten!”

Text und Fotos: Olaf Seifert/Adobe Stock