Es begann mit einem Plausch unter Nachbarn übern Gartenzaun. Hans-Ullrich Becher, in Auer Ringerkreisen besser bekannt als „Tino”, unterhielt sich mit Werner Weiß, damals Inhaber der Firma Schrauben-Weiß an der Bockauer Talstraße in Aue. Ob er die Veilchen-Athleten nicht mal mit etwas Geld unterstützen könne. Über zwanzig Jahre ist das jetzt her. Zugetragen hat es sich in Raum bei Stollberg. Aus der einmaligen Hilfe wuchs eine stabile, freundschaftliche Beziehung. Sie hielt, auch nachdem Werner das Firmenzepter 2016 an Sohn André weitergegeben hatte. Heute gehört die Anfang der Neunzigerjahre gegründete Marke Schrauben-Weiß zu den treuen Co-Sponsoren der FCE-Abteilung Ringen. Mehr noch, Andrés Söhne Finn (17) und Willi (14) zählen zu den erfolgreichsten Nachwuchskämpfern der Lila-Weißen. Olaf Seifert vom Veilchenecho traf die beiden Talente und ihren „Vat” am 15. März in ihrem (zweiten) Wohnzimmer, dem Ringerleistungszentrum Lothar Lässig in Niederschlema.
Dank „Tino” Becher, damals Manager und heute „Finanzer” der Veilchen-Ringer, wurde die ganze Weiß-Familie bald zu Fans und FCE-Mitgliedern. Keinen Heimkampf ließen sie aus und auch die beiden Jungs wuchsen dort rein. Als Bambinis probierten sie die Sportart und blieben am Ball, sprich: auf der Matte. Finn ist 2021 Deutscher Meister der B-Jugend im Freistil geworden. Aktuell bereitete sich der 17-Jährige auf die deutschen A-Jugend-Meisterschaften am 12. April im badischen Ladenburg vor wo er stolz sich den Titel erkämpfen konnte und nun der Deutsche Meister U17 im freien Ringkampf ist! Sein Gegner war der zweifache Deutsche Meister Dominic Thiel aus dem bayrischen Unterföhring.
Finn Weiß hatte erst in Chemnitz, dann an der Sport-Oberschule in Leipzig gelernt; seit letztem Jahr ist er Azubi im Schilderwerk Beutha, möchte Industriekaufmann werden. Unterstützung findet er zwar in dem Betrieb, eine Extrawurst wird dem ambitionierten, erfolgreichen Jungsportler freilich nicht gebraten. Für mehrtägige Wettkämpfe nimmt Finn Urlaub und nach der Arbeit fährt er nach Aue-Bad Schlema, wo er unter den Fittichen von Cheftrainer Björn Schöniger trainiert, montags bis freitags ab 18 Uhr. „Der viele Aufwand stört mich nicht, Ringen ist ein wunderbarer Ausgleich zu Lehre, Arbeit und Alltag. Erst recht, wenn du Erfolg hast. Der stellt sich auch im Verein ein, wo Finn in der Saison 2023/24 sowohl in der ersten Mannschaft in der Regionalliga Mitteldeutschland wie in der zweiten in der Landesliga gefordert war. Nachdem beide Teams jeweils Meister geworden sind, ist er quasi doppelter Titelträger. Mit dem Aufstieg in die 2. Bundesliga wächst aber gerade für einen Youngster wie ihn die sportliche Herausforderung: „Ich freue mich sehr darauf, auch wenn die Freizeit sicher noch knapper wird. In der zweiten Liga kann ich dazulernen, um bei Deutschen Meisterschaften und auch international bestehen zu können.”
Für den 14-jährigen Willi ist der große Bruder Vorbild und Ansporn. Er besucht die achte Klasse der Sportoberschule in Chemnitz und die dortige Ringer-Trainingsgruppe. Abends folgt das tägliche Trainingspaket Nummer zwei, die Ausbildung bei Landesjugendtrainer Heiko Krauß. Überdies bereitet sich das Talent jeden Freitag ab 17.30 Uhr im Bad Schlemaer FCE-Leistungszentrum „Lothar Lässig” unter den Fittichen von Björn Schöniger und zusammen mit Bruder Finn auf die Wettkämpfe vor.
Als Nächstes steht für ihn am 17. April die Deutsche Meisterschaft der U14 im schwäbischen Heilbronn an. „Ein Platz unter den besten drei ist mein Ziel”, nimmt sich Willi vor. Das Selbstbewusstsein darf der Jugendliche aus einer ganzen Latte an Erfolgen schöpfen, die er in jüngerer Vergangenheit erkämpfen konnte. So ist der Griechisch-Römisch-Athlet mehrfacher Mitteldeutscher Meister, wurde kürzlich zudem in Torgelow Norddeutscher und in Zella-Mehlis Thüringer Meister. Bei den Prague Open in der tschechischen Hauptstadt belegte der Junge aus dem kleinen Erzgebirgsdorf Raum den dritten Rang in seiner Alters- und Gewichtsklasse. Trotz seiner Jugend gehört Willi zum Kader der zweiten Veilchenmannschaft in der Landesliga. Er kämpft dort in der Klasse bis 57 Kilogramm.
Bleibt zu erwähnen, dass die sportlichen Siege ihrer Buben auch die Eltern noch stärker beanspruchen.
Natürlich wollen sie die Kämpfe ihrer Sprösslinge live erleben. Oft fährt Vater André Finn und Willi mit dem Firmenkleinbus von Schrauben-Weiß zu Auswärtskämpfen. Die Familie nimmt es durchaus wörtlich: Weiß passt perfekt zu Lila.
Kids-Cup in Leipzig und Mitteldeutsche Meisterschaften in Waltershausen
Am 16. März waren die Veilchenringer zweimal auf Tour. Zunächst begab sich Nachwuchstrainer Uwe Klippel mit vier Jungs aus dem Anfängerbereich zum Kids-Cup nach Leipzig. Hier konnten sich die Jungs ausprobieren. Milad Firozi, der aber schon einige Erfahrung mitbrachte, ließ in der Gewichtsklasse bis 26 Kilogramm in der Jugend E nichts anbrennen und wurde nach drei klar gewonnenen Kämpfen Erster. Einen super zweiten Platz erkämpfte Max Süßenberger (bis 25 kg, ebenfalls Jugend E). Er errang zwei Siege. Paul Seehöfer (bis 19 kg) wurde nach einem Sieg und einer Niederlage gleichfalls Zweiter. Ben Neubert (bis 25 kg, Jugend D) belegte nach drei Kämpfen Rang vier.
Derweil ging Chefcoach Björn Schöniger mit einer Veilchendelegation bei den Mitteldeutschen Meisterschaften der Jugend A und der Männer in Waltershausen an den Start. In der Klasse bis 97 Kilogramm bei den Männern wurde Connor Sammet ungefährdet Mitteldeutscher Meister. Jeweils Silber erkämpften Maximilian Becher (bis 72 kg) und Aaron Hähnel (bis 67 kg) bei den Männern. Amir Dastouri holte in der 67-Kilo-Gewichtsklasse die Bronzemedaille. Einen unglücklichen Tag erwischte Niels Schreyer (bis 65 kg, Jugend A). Nach einer knappen 6:6-Niederlage im ersten Kampf stand er im zweiten auf verlorenem Posten und schied leider aus. Auch Erik Lindner (bis 71 kg) konnte keine Akzente setzen und beendete das Turnier vorzeitig.
Uwe Günther, Leiter der FCE-Abteilung Ringen
Text/Fotos: Olaf Seifert/FCE-Abteilung Ringen
Titelbild: Symbolfoto Adobe Stock