Warum der „Lauf-König“ für die Veilchen startet

Und obendrein die U19-Talente im Ehrenamt pusht

Gekrönt wurde der Bockauer nie, verdient ist der Titel „Lauf-König” freilich allemal, auch wenn sein
Familienname Pate stand. Denn Laufen ist Thomas Königs Welt seit frühester Jugend, doch so richtig
legt er ab den 1990er-Jahren los.

Stets war der Freizeitsportler mit großen Zielen und auf hohem Niveau unterwegs. Obwohl der „Lauf-König” erst seit drei Jahren offi ziell für den FC Erzgebirge startet, begann seine Liebe zum Kumpelverein weit früher. Heute unterstützt er die U19 der Lila-Weißen als ehrenamtlicher Laufcoach.


„Lauf-König” Thomas mit dem beim Sachsenderby am 18. Februar gewonnenen Aue-Trikot. Beim Tippspiel des Förderkreises hatte er das 2:1-Endergebnis richtig prophezeit. Er ließ es anschließend mit seinem Spitznamen befl ocken. In seiner Trophäensammlung hängt es weit oben.

Geboren am 17. Juni 1965, probierte der Junge eine breite Palette aus, darunter Nordische Kombination aus Skisprung und Langlauf, Biathlon sowie Mannschaftssportarten. Namentlich Fußball, wo der Bockauer mit zwölf Jahren im Nachwuchs der BSG Wismut Aue zu trainieren begann. Als Sechzehnjähriger kickte er danach bei der BSG Motor Bockau, blieb während der Armeezeit bei Vorwärts Eisenach am Ball. Schnelligkeit und Ausdauer zeichneten ihn aus. Vorbild war der ältere Bruder Mathias, der es ins Nachwuchs-Oberliga-Team der Auer und später zum DDR-Oberligisten FC Vorwärts Frankfurt (Oder) schaffte.

1986 bis 1993 fuhr der gelernte Bäcker Thomas König auf Handelsschiff en zur See. „Es war herrlich, aber für meinen Geschmack fehlte mir auf dem engen Pott Bewegung. Die fand ich nach der Rückkehr als offensiver Mittelfeldmann bei Teutonia Bockau, vor allem aber bei langen Läufen.” Auf den Geschmack kam der damals knapp Dreißigjährige bei einem Stundenlauf der FCE-Abteilung Leichtathletik, als auf Anhieb Platz zwei heraussprang. Er schloss sich dem Läuferbund Schwarzenberg an und gewann bei seinem ersten Marathon im Werdauer Wald sofort „Bronze”. Die Liste seiner Starts seither ist lang: 78 Marathons plus 44 (jeweils noch längere) Ultraläufe ragen heraus. Über 100 Kilometer (Bestzeit sieben Stunden und zwei Minuten) wurde er Zweiter und Dritter bei den Deutschen Meisterschaften, gewann EM-Bronze mit der Nationalmannschaft, siegte beim 24-Stunden-Lauf im vogtländischen Reichenbach und über 100 Kilometer in Berlin und Leipzig… Beim Dreitalsperrenmarathon, seinem „Heimspiel” im Erzgebirge, hatte er zweimal die Nase ganz vorn. Unvergesslich bleiben Bronzeplätze mit dem Team bei der EM in den Niederlanden und beim Weltcup im südkoreanischen Seoul. Seine Marathon-Bestzeit steht bei zwei Stunden 31 Minuten. Außer für die Schwarzenberger trug der Bockauer die Farben des Ski- und Laufvereins (SuL) Lößnitz, des Laufclubs Oelsnitz/E. und jetzt des FC Erzgebirge. Größtes Vorbild und inzwischen guter Freund ist Marathon-Olympiasieger Waldemar Cierpinski.

Über die Laufstatistik seit 1994 führen seine Frau Silke, die ihn in all der Zeit unermüdlich in jeder Hinsicht unterstützte, und der „Lauf-König” akribisch Buch. Demnach spulte der Bockauer in den knapp 29 Jahren fast 100.000 Kilometer bei Wettkämpfen und im täglichen Training ab. Ohne echte Verletzung, wohlgemerkt („Dank stets guter Schuhe, sie sind bei extremen Läufen das A und O.”) 174 Paar Laufschuhe wurden dabei verschlissen, steht in superakkurater „Vermesserschrift” in den Büchern. Das Exakte ist berufsbedingt, denn Thomas arbeitete 14 Jahre lang in einem Auer Vermessungsbüro. Er war danach Fitnessrainer und ist heute Pinselmacher bei der Marke „Mühle” in Hundshübel.

Die Aufgabe beim FC Erzgebirge, das Lauftraining der U19-Junioren von Trainer Philipp Hauck, leistet Thomas in seiner Freizeit. „Schon vor dem Zweitligaaufstieg 2003 schaute ich bei den Spielen der Veilchen im Stadion zu und trainierte jeden Mittwoch auf der Tartanbahn im alten Erzgebirgsstadion. Den Trainern und Spielern fiel das auf und so lernte ich Gerd Schädlich und Holger Erler, Jörg Emmerich, Matthias Heidrich, Marco Kurth und die anderen kennen. „Als ,Emma’ dann 2020 U19-Trainer beim FCE wurde, redeten wir öfters miteinander und eines Tages fragte er mich, ob ich nicht als ehrenamtlicher Laufcoach helfen wolle. Ich sagte zu und seither gehören Laufen mit den Jungs, die Erwärmung während der Spiele sowie Videoaufnahmen regelmäßig zu meinem Programm. Ich mache das gern, denn als Erzgebirger kommst du am Auer Kumpelverein nicht vorbei. Er ist Botschafter für die Region und ihren Sport. Wo immer ich starte, die Veilchen kennt jeder im In- und Ausland.”

Abstriche am persönlichen Laufpensum macht der 58-Jährige gleichwohl keine. Ein Ziel 2024 ist ein Start beim Halbmarathon im spanischen Valencia als Teil seines dreijährigen Projekts, das zudem Langstreckenläufe in Prag, Kopenhagen, Lissabon und im walisischen Cardiff beinhaltet. Aktuell im Fokus steht der Sachsentrail im Juni auf dem Rabenberg bei Johanngeorgenstadt, bestehend aus 3.6oo Meter Sprint (steil bergauf!) sowie je einem 70- und einem 23-Kilometer-Lauf.

War der Bockauer „Lauf-König” lange solo unterwegs, leistet ihm Tochter Nathalie nun Wettkampf- Gesellschaft. 2023 schaffte die Mittzwanzigerin an seiner Seite ihren ersten Marathon beim Nebraer Himmelswegelauf. „Auf Anhieb Platz eins bei den Frauen und Dritte insgesamt! Ich war genauso stolz wie sie!” lobt „dr Thom” ihre Leistung.

Die Einladung am 18. Februar in den VIP-Raum des Erzgebirgsstadions freute ihn sehr. Genauso wie der 2:1-Sieg seiner Veilchen an dem Sonntag über Dynamo Dresden. „Ebenso hatte ich zuvor getippt. Gipfel des Glücks war, dass mein Name beim Gewinnspiel des Förderkreises aus dem Lostopf gezogen wurde und ich ein FCE-Trikot gewann”, erzählt der bescheidene Extremsportler. Gleich darauf ließ er es im Fanshop beflocken mit seiner Paradestrecke und dem Spitznamen: „100 Kiometer – Lauf-König”. Das Dress hat daheim einen Ehrenplatz, neben seinen wichtigsten Medaillen und Pokalen. Einmal Aue – immer Aue!

Schneller als der Papa – Tochter Nathalie gewann 2023 in Nebra (Sachsen-Anhalt) ihren ersten
Marathonlauf. Waldemar Cierpinski (Mitte), Mitorganisator des Himmelswegelaufs, und Thomas „Lauf-” König freuten sich mit.

Text: Olaf Seifert