Stürmer Sean Seitz im Porträt

„Zwei, drei Tore mehr hätten es sein können!”
Mit vier, fünf Jahren startete Sean in seiner Heimatstadt Karlsruhe die „Karriere” beim Bulacher SC. An Vorbildern mangelte es in der Fußballerfamilie Seitz keineswegs. Vater Andreas hatte bei den KSC-Junioren und später bei Germania Neureut gestürmt. Auch die älteren Geschwister sind am Ball.

Das Bild rechts zeigt den 21-Jährigen in der Drittligapartie im Zweikampf mit einem Lübecker. Am Ende freute sich „Seani” über einen 2:0-Heimsieg unserer Mannschaft.

„Von Levent, dem großen Bruder, habe ich das Technische. Von Justin, dem mittleren, die Schnelligkeit”, erzählt Sean, der Jüngste des Trios. Mit dem Wechsel zu Neureut trainierte ihn der Papa: „Das war nicht immer lustig, er hat mich ganz besonders gefordert”, erinnert sich der jetzige Auer Angreifer an seine harte Fußballschule damals.
Die zahlte sich freilich aus, denn im KSC-Nachwuchsleistungszentrum weckte der Junge Interesse. Von 2012 bis 2014 wurde er beim Karlsruher SC ausgebildet und nutzte dann seine Chance, zum Bundesliga-Spitzenklub nach Hoffenheim zu wechseln. „Die Bedingungen in der TSG-Akademie waren exzellent. Ich bin sehr dankbar, dass ich dort das Fußball-ABC lernen durfte. Doch während es zum KSC fünf Minuten zu Fuß waren, musste ich nach Hoffenheim weit pendeln und mit 16 wohnte ich dort im Internat. Ich lernte früh, auf eigenen Beinen zu stehen, habe aber auch Opfer gebracht. Immer, wenn ich zweifelte, sagte ich mir, du hast jetzt so viel investiert, da darfst du jetzt nicht aufhören. Also zog ich Plan A mit dem Ziel, Profi zu werden, durch”, sagt „Seani” heute. Parallel machte das Talent sein Fach-Abitur im Pflegebereich. Seine Familie und das Leistungszentrum habe ihn aber immer unterstützt, bedankt sich der 21-Jährige heute. „Im Nachhinein war alles richtig, nur hätte ich vielleicht noch ’nen Tick fleißiger trainieren sollen…”

Bei der TSG Hoffenheim konnte Sean in der Juniorenbundesliga wachsen und als der Sprung in die U23 nicht gleich gelang, riet ihm Trainer Marcel Rapp, den Schritt in den Männerfußball in der Regionalliga anzugehen. Unter Coach Uwe Wolf schaffte er das denn auch beim VfR Aalen, wo er von 2021 bis zum Wechsel nach Aue blieb. „Ich war länger verletzt, musste mich zurückkämpfen. Da war es gut, dass der Trainer ,gute alte Schule’ war. Jedenfalls war ich im Männerfußball angekommen und fühlte mich 2023 fit für den nächsten Schritt”, kommentiert der Badener seine beiden Jahre auf der schwäbischen Ostalb.

Dieser Schritt führte nach Aue. Im Mai 2018 war „Seani” schon mal hier im Stadion gewesen, um seinen KSC in der Relegation als Fan zu unterstützen. Vergeblich, denn die Veilchen hielten nach dem 3:1-Heimsieg die 2. Bundesliga, Karlsruhe blieb Drittligist. Mit diesem Negativerlebnis im Kopf und dem Wissen, dass Aue den Ruf als unberechenbarer, heimstarker Gegner hat, reiste Sean Seitz im Sommer ’23 ins Erzgebirge. Doch nach guten Gesprächen mit Matthias Heidrich und Pavel Dotchev schaute der junge Offensivmann optimistisch nach vorn. „Die Strukturen haben mir super gefallen, das neue Stadion und tolle Fans, die den Fußball leben, taten ein Übriges. In der Mannschaft fühle ich mich sehr wohl. Ich mag ehrliche Leute um mich rum und fand mit Omar Sijarić gleich am ersten Tag einen super Kumpel.” Erwartungen und Vertrauen konnte der Neu-Auer seither bestätigen, bei bisher 23 Saisonspielen lief Sean zwanzigmal auf, traf dreimal ins Netz. Ein, zwei Tore mehr hätten es sein können, räumt er ein. So, wie man als Mannschaft unnötig Punkte liegen ließ, etwa gegen Verl, in Köln oder Bielefeld. „Doch ich finde, dass wir eine richtig gute Truppe sind, der Teamgeist passt. Ich nehme mir vor, so oft wie möglich zu spielen, muss aber vor allem abgezockter werden.”

Wie einst in Karlsruhe wohnt „Seani” wieder nur fünf Minuten vom Stadion entfernt und schätzt an Aue, „dass es eine nette kleine Stadt ist. Top für einen jungen Fußballer, weil du hier alles ausblenden und dich voll auf deinen Job fokussieren kannst.” Basketball mag er neben dem Fußball, verrät er noch und staunt, dass gleich nebenan, in Chemnitz, der aktuelle Bundesliga-Primus zu Hause ist: „Echt jetzt? Bestimmt schaue ich mir das mal live an.”

Text/Fotos: Steffen Colditz/Olaf Seifert