Auch im Bereich der Krebstherapie begleitet das Erzgebirgsklinikum seine Patientinnen und Patienten von der Vorbetreuung über die eigentliche Krebsbehandlung im Krankenhaus bis hin zur Nachsorge übergreifend.
Im Interview sprechen die Chefärzte drei verschiedener Fachgebiete und Standorte des Erzgebirgsklinikums über das Thema Krebsbehandlung und die interdisziplinäre Betreuung von Krebspatienten.
Chefärztin Dr. med. Elke Möbius, Klinik für Innere Medizin II, Gastro-Enterologie, Diabetologie, Onkologie und Palliativmedizin, Haus Stollberg
In welchen fachlichen Bereichen betreuen Sie Krebspatienten und was sind dabei Ihre Schwerpunkte?
In unserer Einrichtung werden alle soliden Tumoren, das heißt Tumorerkrankungen, zum Beispiel des Gastrointestinaltraktes, des Lungentraktes oder gynäkologische Tumore behandelt. Der Schwerpunkt und die Spezialisierung liegen dabei bei den Tumoren des Gastrointestinaltraktes und der Lunge mit besonders hoher Expertise.
Inwiefern arbeiten Sie hier interdisziplinär mit anderen Kliniken, Häusern und MVZ-Praxen des Erzgebirgsklinikums zusammen?
Die Behandlung von Tumorpatienten ist nur durch enge interdisziplinäre Zusammenarbeit mit anderen Fachschaften möglich, insbesondere der Viszeralchirurgie und der Pulmologie. Hier haben wir im Erzgebirgsklinikum viszeralchirurgisch Chefärztin Dr. Tischendorf mit besonderer Expertise von Tumoroperationen des Gastrointestinaltraktes und Oberarzt Weiß aus unserem Haus mit hoher Expertise von Lungendiagnostika. Die Betreuung und das Festlegen von Therapien erfolgt über das eigene hausinterne Tumorboard als auch überregionale Tumorboards durch Netzwerkverbindungen mit dem OCC Chemnitz, dem Onkologischen Zentrum der FSU Jena und dem Tumorzentrum der Uniklinik Dresden sowie dem Neuroendokrinen Tumornetzwerk der Charité Berlin. Des Weiteren gibt es eine Zusammenarbeit mit der hämatologisch-onkologischen MVZ-Praxis Dr. Diener in Oelsnitz.
Wie begleiten Sie Ihre Patienten von der Vorbetreuung über die eigentliche Krebsbehandlung im Krankenhaus bis hin zur Nachsorge?
Vorteil in der Behandlung von Tumorpatienten in unserem Haus ist durch das parallele Angebot von stationärer und ambulanter Leistung, dass die Patienten von der Stunde „0“ der Diagnosestellung über Therapie und letztendlich Begleitung auch im Sterbeprozess betreut werden können. Grundlage dafür ist eine umfassende endoskopische Diagnostik, eine gastroenterologische und onkologische Ambulanz sowie eine explizit ausgewiesene onkologische Station und Palliativstation. Des Weiteren ist durch die Netzwerkverbindung für alle Patienten in der Betreuung das Zweitmeinungsprinzip sichergestellt und auch Angebote zum Einschluss in Studien zur maximalen onkologischen Versorgung. Zusätzlich werden alle Patienten von Anfang bis Ende psychologisch betreut. Vorteil ist zudem, dass die schwerkranken Patienten im Gesamtprozesses bei der Betreuung mit einem definierten Personal zu tun haben und damit auch eine eher familiäre Atmosphäre herrscht, was insbesondere auch bei langen stationären Aufenthalten wichtig ist.
Chefärztin Dr. med. Kristin Tischendorf, Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie, Haus Zschopau
In welchen fachlichen Bereichen betreuen Sie Krebspatienten und was sind dabei Ihre Schwerpunkte?
In unserer Klinik erfolgt eine umfassende Diagnostik und Therapie bei Tumoren der Bauchregion, des Überganges von der Speiseröhre zum Magen und auch bei Tumoren der Schilddrüse, des Enddarmes und zum Teil des Weichgewebes. Die Klinik hat seit vielen Jahren als einen ihrer Hauptschwerpunkte die Behandlung von Krebspatienten. So werden alle erforderlichen diagnostischen Mittel vorgehalten, um ein Tumorstadium zu bestimmen. Am Haus besteht in Kooperation mit der Strahlenklinik Chemnitz die Möglichkeit, falls erforderlich Tumorbestrahlungen vor Ort durchzuführen. Eine Besonderheit für ein Krankenhaus unserer Größe ist, dass aufgrund der regelmäßigen Anzahl der durchgeführten Operationen weiterhin Operationen bei Tumorbefall der Bauchspeicheldrüse erfolgen und von den Krankenkassen mit getragen werden. Ein Hauptschwerpunkt der Tumortherapie unserer Klinik ist die Behandlung von Darmkrebspatienten, wobei hier eine hohe Expertise bezüglich der operativen Therapie besteht. In meiner vorherigen Tätigkeit bei einem Maximalversorger war ich bereits Fachoperateurin des Darmkrebszentrums. Diese Zertifizierung streben wir auch hier an, wobei die erforderlichen Strukturen für ein Darmkrebszentrum bereits alle implementiert sind.
Inwiefern arbeiten Sie hier interdisziplinär mit anderen Kliniken, Häusern und MVZ-Praxen des Erzgebirgsklinikums zusammen?
In dem seit einem Jahr bestehenden gemeinsamen Tumorboard des Erzgebirgsklinikums besprechen eine Vielzahl von Spezialisten mit jeweils mehreren Vertretern aus allen erforderlichen Abteilungen – so zum Beispiel Onkologen, Chirurgen, Strahlentherapeuten, Radiologen, Pathologen und Gastroenterologen – die Patienten aller vier Kliniken des Erzgebirgsklinikums und legen die weitere Behandlung fest. Sind höherspezialisierte Eingriffe erforderlich, wie zum Beispiel die Entfernung von Tumorstreuungen in der Lunge, besteht eine enge Zusammenarbeit mit unseren Kooperationspartnern, sodass eine nahtlose Versorgung gewährleistet wird.
Wie begleiten Sie Ihre Patienten von der Vorbetreuung über die eigentliche Krebsbehandlung im Krankenhaus bis hin zur Nachsorge?
Es gibt Ermächtigungssprechstunden zur Behandlung von Tumorpatienten des Bauchraumes inklusive der Chemotherapie und der Tumornachsorge bei geheilten Patienten, sodass auch alles, was möglich ist, ambulant durchgeführt werden kann. Eine palliative Behandlung wird in der Klinik ebenso angeboten. Sollte für den Patienten eine begleitende Chemotherapie erforderlich werden, wird diese ebenfalls in der Abteilung durchgeführt, sodass die Patienten und Behandler den gesamten Weg der Erkrankung gemeinsam gehen, was als Konzept des vorherigen Chefarztes Dr. Dorn etabliert wurde und von den Patienten sehr positiv aufgenommen wird. Ganz aktuell wird als nächstes mit Unterstützung der Klinik die Entstehung einer Selbsthilfegruppe in Angriff genommen, um für betroffene Patienten einen Ort zu bieten, an dem sie ihre Erkrankung besser verarbeiten können. Der offizielle Start ist für den Januar 2024 geplant.
Chefarzt Dr. med. Oliver Fuchs, Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie, Haus Annaberg
In welchen fachlichen Bereichen betreuen Sie Krebspatienten und was sind dabei die Schwerpunkte?
Tumorerkrankungen der Knochen sind glücklicherweise sehr seltene Erkrankungen. Es finden sich sowohl gutartige als auch bösartige Raumforderungen der Knochen. Die erste Herausforderung ist somit die richtige Diagnose zu stellen, um weitere Diagnostik und Therapie einzuleiten. Weit häufiger werden uns schon bekannte Krebspatienten mit Metastasen im Knochen vorgestellt. Hier steht dann die Stabilisierung des Knochens oder der Wirbelsäule im Vordergrund, um weiterhin Lebensqualität und Verbesserung von Schmerzen zu gewährleisten. Häufig finden sich knöcherne Absiedlungen bei Brust-, Nieren- oder Prostatakrebs sowie beim sogenannten Multiplen Myelom, einer Krebsform des Knochenmarks.
Inwiefern arbeiten Sie hier interdisziplinär mit anderen Kliniken, Häusern und MVZ-Praxen des Erzgebirgsklinikums zusammen?
Die Tumororthopädie ist ein sehr spezielles Thema, das nur in Zusammenarbeit mehrerer Fachdisziplinen gemeinsam angegangen werden kann. Alle Befunde werden zusammen mit Kollegen der Onkologie, Chirurgie, Radiologie, Pathologie, Strahlentherapie und letztlich Unfallchirurgie in einem interdisziplinären Tumorboard besprochen. Mit dem Wissen aller dieser Experten wird dann ein Therapieplan für jeden Patienten individuell erstellt. Bei komplexen Fällen arbeiten wir außerdem mit spezialisierten Krebszentren zusammen.
Wie begleiten Sie Ihre Patienten von der Vorbetreuung über die eigentliche Krebsbehandlung im Krankenhaus bis hin zur Nachsorge?
Wir stellen die Patienten in internen und externen Tumorboards vor. Krebspatienten sind im Rahmen der laufenden Therapie oder nach einer Operation immer unter regelmäßiger Kontrolle. Dies geschieht entweder über uns in einem MVZ oder in einer Sprechstunde des Krebszentrums.
Fotos: bongkarn – Adobe Stock und Erzgebirgsklinikum gGmbH